Die Zustandsprüfung von Zügen erfolgt nach wie vor überwiegend durch visuelle Inspektion, d. h. durch Sichtprüfung mit dem bloßen Auge. Die Bestrebungen gehen jedoch dahin, diese Prüfung durch automatische Verfahren schneller und systematischer zu machen. Das finnische Schienenfahrzeug-Instandhaltungsunternehmen VR FleetCare nimmt im Juni einen Zug-Scanner in Betrieb, um den Zustand der Nahverkehrszüge der Region Helsinki automatisch zu inspizieren. Die Aufgabe des Scanners besteht darin, Defekte und Mängel am rollenden Material sowie Graffiti an den Außenflächen der Züge schnell und zuverlässig zu erkennen.
Die Anlage wurde von VR FleetCare in Kooperation mit der finnischen Firma Vire Labs entwickelt, die auf maschineller Intelligenz basierende IdD-Konzepte erarbeitet.
Die Anlage macht die Arbeit
Die Funktion des Zug-Scanners basiert auf maschinellem Sehen, Objekterkennung und künstlicher Intelligenz. Zu beiden Seiten des Gleises wurden 6,5 Meter hohe Scannerpfeiler installiert, die den durchfahrenden Zug mit bildverarbeitender Technik erfassen.
Seitenwände und Dach des Zuges werden mit einer Linienkamera erfasst, die mit einer sehr hohen Bildgeschwindigkeit und Bildauflösung arbeitet. Die Kamera liefert scharfe Bilder, auf denen sich Details von nur wenigen Millimetern Größe abzeichnen. Die auf diese Weise erhaltenen Daten werden umgehend mittels Edge Computing analysiert, und Abweichungen werden automatisch gemeldet. Das Instandhaltungsteam erhält die Informationen nahezu in Echtzeit. Zur weiteren Bearbeitung werden die Daten in einer Cloud gespeichert.
„Abbildungsschnelligkeit und Bildschärfe sind mit einer Zielkamera bei Sportwettkämpfen vergleichbar“, erläutert Projektleiter Samuli Suuriniemi, der seitens VR FleetCare für die Entwicklung des Zug-Scanners verantwortlich war. „Wir haben der Anlage beigebracht, wie ein Zug auszusehen hat, damit sie eventuelle Abweichungen sofort bemerkt. Auf Basis des von Menschen erhaltenen Feedbacks lernt die künstliche Intelligenz, immer exakter zu arbeiten. Das Ziel ist, dass sie alle Fehler und Defekte am rollenden Material zuverlässig erkennt.“
Erster Scanner geht im Juni in Betrieb
Der Zug-Scanner ist nun ein Jahr lang pilotiert worden, und die Ergebnisse sind ausgezeichnet. Im Juni wird der erste Bahnbetreiber den Scanner in Betrieb nehmen: Die in der Region Helsinki verkehrenden Flirt-Personenzüge werden künftig bei der Rückkehr ins Depot automatisch inspiziert.
„Die Inbetriebnahme des Systems bringt mehrere Vorteile mit sich,“ betont Suuriniemi. „Der Zustand des rollenden Materials kann kontinuierlich und zuverlässig evaluiert werden, und auch die Sicherheit wird verbessert, zum Beispiel dadurch, dass das System defekt gewordene Drehgestellkomponenten bemerkt. Anhand der vom System gelieferten Daten lassen sich zudem die Wartungsintervalle präzisieren. Zudem kann die Häufigkeit der Inspektionen problemlos erhöht werden.“
Bislang wurde der Zug-Scanner nur mit Personenzügen getestet, dank seiner Skalierbarkeit eignet er sich aber auch für andere Typen von Schienenfahrzeugen. Bei der Grenzkontrolle an Grenzbahnhöfen könnte er zum Beispiel automatisch prüfen, ob die Maße der Waggons den jeweiligen nationalen Vorgaben dies- und jenseits der Grenze entsprechen oder ob die Waggons die für den Bahnverkehr vorgeschriebenen Sicherheitsanforderungen erfüllen.
Der Zug-Scanner ist keine völlig neue Erfindung. In einigen Ländern sind bereits Anlagen mit vergleichbarem Verwendungszweck im Einsatz.
Die bislang erhältlichen Alternativen sind jedoch teuer und verlangen umfangreiche Bauarbeiten. „Es war unser Ziel, eine kosteneffiziente Lösung zu entwickeln, die skalierbar ist und schnell in Betrieb genommen werden kann“, erläutert Mihail Lipiäinen, Leiter für digitale Dienste bei VR FleetCare. „Das automatische Prüfen von rollendem Material läutet einen durch moderne Technologie ermöglichten Wandel ein, der sich für den Eigentümer in zuverlässigerer Instandhaltung und besserer Verfügbarkeit zu Buche schlagen wird.“
Youtube video: VR FleetCare - Introducing Train Scanner
Weitere infomation: VR Group communications: [email protected], mob +358 29 434 7123
www.vrfleetcare.com
Wir von VR FleetCare bieten unseren Kunden in den nordischen Ländern und im Baltikum effiziente Wartung, Instandhaltung und Modernisierung von rollendem Material und Eisenbahn-Infrastruktur. Wir sind ein Expertenunternehmen des Schienenverkehrssektors, das eine über 150-jährige Erfahrung mit den anspruchsvollen Verhältnissen im europäischen Norden vorweisen kann. Die Sicherheit des Güter- und Personenverkehrs ist in all unserer Tätigkeit unser erstrangiges Anliegen. Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel für unseren Erfolg: über 1000 Spitzenexperten für rollendes Material. VR FleetCare schafft Kundenmehrwert durch die Kombination exzellenter eisenbahntechnischer Kompetenz mit Digitalität, einem weit gespannten Partnernetz und ständiger Weiterentwicklung in Kooperation mit den Kunden. VR FleetCare ist eine Tochtergesellschaft des finnischen Bahnbetreibers VR Group.
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